Pikieren
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zur generativen Vermehrung
Das Vereinzeln oder auch Pikieren bei feinen Saaten
Das Vereinzeln von Sämlingen aus Saatschalen, oder ähnlichem, in größere Töpfe bezeichnet man als Pikieren (aus dem französisch "piquer" für stechen). Das Pikieren ist wichtig, weil die Keimlinge in den Saatschalen sonst zu eng stehen und gakelig werden. Zudem soll jede Pflanze ihren eigenen Wurzelballen bilden, damit es mit dem späteren auspflanzen in die Beete klappt – dazu braucht sie einen eigenen Topf.
Auch bei einer noch so vorsichtigen Vorgehensweise werden die Wurzeln der jungen Pflanzen beim Pikieren unumstößlich leicht verletzt. Diese Verletzungen regen jedoch das Wurzelwachstum an und sind somit gewünscht.
Auch wenn am Ende pikiert werden soll, sollten Sie dennoch schon beim Aussäen nicht zu viele Samen in ein und demselben Topf aussäen. Ansonsten erhalten Sie wohlmöglich einen solchen Wust an Keimlingen, den Sie ohne Schaden kaum noch pikieren können. Säen Sie also mit Bedacht.
Gründe fürs Pikieren
Warum nicht gleich in einen eigenen Topf gesät und deshalb später pikiert wird, kann verschiedene Gründe haben; die wichtigsten sind
Die Samen sind zu klein, um sie schon bei der Aussaat zu separieren
Unkenntnis über die Keimfähigkeit der Samen
wenn man nicht genau sagen kann, welche und wie vielen Samen konkret keimen werden
wenn unbekannt ist, ob ein Saatgut aufgrund eines bestimmten Alters überhaupt noch gut keimt
bei Arten, deren Samen bekanntermaßen immer eher schlecht auflaufen (Keimen)
bei unbekannten Arten, deren Keimfähig nicht bekannt ist
Wie wird pikiert?
Beim Pikieren werden die Pflanzen sehr behutsam samt Wurzelwerk oder einem kleinen Ballen herausgehoben und verpflanzt. Einfach herausziehen geht nicht, damit werden sonst zu viele Wurzeln zerstört oder man reißt gar gleich den ganzen Sämling am Wurzelhals entzwei.
Pikiert wird im Gartenbau daher mit einem runden, 18 cm großen Pikierstab aus Holz (Pikierholz), Plastik oder Metall, der vorne stumpf rund zuläuft. Man kann Pikierstäbe eigens dafür kaufen. Aber ein kleines rundes Stöckchen, ein Bleistift oder ein Schaschlikstäbchen, aber auch eine Kuchengabel kann diese Aufgabe auch übernehmen.
Die Pflanzen werden sehr behutsam einzeln oder zu mehreren in kleinen Portionen aus den Anzuchtschalen genommen. Nimmt man zu viele zugleich, droht die Gefahr, dass sie welken. Sind sie sehr verwachsen, legt man ggf. mehrere auf den Tisch und trennt sie vorsichtig. Kranke oder schadhafte Sämlinge, oder solche, die sehr schwach sind, werden aussortiert. Bei bereits gut entwickeltem Wurzelwerk, werden die Wurzeln gekürzt und dem Pflanzloch angepasst. In das Substrat im vorbereiteten Topf wird nun mit dem Pikierstab ein Loch gebohrt, in das die kleine Pflanze hineingepflanzt wird.
Wichtig ist darauf zu achten, dass die Wurzeln gerade in das Pflanzloch passen und nicht sonderlich verbogen werden oder gar umbiegen oder abknicken weil sie zu lang sind. Die Wurzeln sollen möglichst senkrecht in die Erde kommen, weil eine umgebogene Wurzel das Wachstum hemmt und die Pflanze sich schlecht entwickelt. Ggf. wird daher die Wurzel gekürzt. Dann wird das Loch von den Seiten her zugeschoben und die Pflanze leicht angedrückt. Ist eine Multitopfplatte oder eine sonstige Einheit an Pflanzen fertig verpflanzt, wird vorsichtig mit einer sehr feinen Brause oder ähnlichem angegossen und fertig.
Wurzelhals oder tiefer
Pflanzen Sie die Jungpflanzen etwas tiefer, als die Sämlinge zuvor standen, sie können bis etwas über den Wurzelhals versenkt wird. Tomaten, Paprika und einige andere Gemüsesorten sollen bewusst etwas tiefer umgetopft werden, da sie am Stängel über dem Wurzelhals neue zusätzliche Wurzeln bilden und stabiler werden.
Wann wird pikiert?
Der ideale Zeitpunkt ist von Art zu Art unterschiedlich. Einige Pflanzen-Arten werden schon mit der vollständigen Ausbildung der Kotyledone (Keimblätter) versetzt, andere erst dann, wenn sich das erste, zweite oder sogar das dritte Blattpaar gebildet hat.
Als Faustregel gilt aber für die meisten Gemüsearten und sonstigen Pflanzen die Bildung des ersten Blattpaares nach den Keimblättern als der richtige Zeitpunkt für das Pikieren.
In welche Erde wird pikiert?
Das neue Substrat sollte im Gegensatz zur Anzuchterde der Aussaat nun etwas mehr Nährstoffe enthalten, da die jungen Pflanzen nun richtige Nahrung brauchen, wenngleich auch nicht so viel, wie erwachsenen Pflanzen. Sein Sie also vorsichtig im Bezug auf Verbrennungen, die bei den zarten kleinen Pflänzchen sehr viel leichter entstehen können, als bei ausgewachsenen Pflanzen, die einen ganz anderen Nährstoffbedarf haben.
In die neuen Töpfe kann daher neben einem gekauften Substrat für Jungpflanzen auch ein Gemisch aus Gartenerde, Sand, Kompost und oder anderen Materialien eingefüllt und ggf. leicht gedüngt werden. Hier bietet sich ein flüssiger Dünger an, wie er für Zimmerpflanzen verwendetet wird.
In welche Töpfe wird pikiert?
Die Neuen Töpfe sollten entsprechend der Bedürfnisse der jungen Sämlinge gewählt werden. Für die meisten Gemüsesorten liegen die Größen bei einem Durchmesser von 8 - oder bei 10 - 12 cm. Pflanzen, die sehr viel größer werden, können auch in größere Töpfe kommen. Wer sich besonders intensiv um seine Pflanzen kümmern will, kann auch gleich in den Kübel oder Balkonkasten pflanzen, in dem das Gemüse auf der Terrasse oder dem Balkon wachsen soll, nicht aber ins Freiland, dazu müssen die Pflanzen erst in Töpfen auf die richtige Größe gebracht werden.
Das Material der Töpfe spielt keine wesentliche Rolle und kann nach Ihren Präferenzen gewählt werden.
Pikieren in Großgärtnereien
In professionellen Gartenbaubetrieben wird heute oft auf das Pikieren verzichtet, da durch den Einsatz von pilliertem Saatgut eine Einzelkornsaat ermöglicht wird, die ein für solche Betriebe zeitraubendes und kostspieliges Pikieren überflüssig macht.
Beim pillierten Saatgut handelt es sich um Saatgut, dass mit einer Hülle aus Dünger und Pflanzenschutzmitteln versehen wird. Dadurch werden die Samen in Gewicht und Größe genormt und egal wie klein, auch maschinenfähig. Gleichzeitig sind sie weniger anfällig für Krankheiten und Keime.
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